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Zunächst einmal möchten wir uns an dieser Stelle für die Vielzahl von Zuschriften und Anfragen bedanken. Wir bitten um Verständnis, dass wir aus Zeitgründen nicht alle individuell beantworten können. Hier einige Anmerkungen zu häufig gestellten Fragen:

Zum DIY-Projekt im Allgemeinen:
Die Geschichte der Röhrenschaltungen reicht mehr als 100 Jahre zurück – Forscher wie Fleming, de Forest und Barkhausen waren sicherlich keine Dumbos und tausende von grossen und kleinen Firmen haben sich mit Schaltungstechniken für die verschiedensten Anwendungen auseinandergesetzt.  Die Vorstellung, hier etwas grundsätzlich Neues entwickeln zu können, ist einfach vermessen. Selbstverständlich folgen auch wir bewährten Standards – setzen dabei aber eigene Akzente: 

- Hauptziel ist es, unsere Leser zu eigenen Experimenten anzuregen
- unsere DIY-Vorschläge wollen keine Industrieschaltungen kopieren, ersetzen oder in Wettbewerb mit ihnen treten    
- die Auswahl der Schaltungen erfolgt nach den Kriterien: kostengünstig, einfach und ungefährlich

 

Zum RTD1

Dieses Projekt wurde von mir nach den oben genannten Kriterien entwickelt, um Einsteigern die Möglichkeit zum Eigenbau zu vermitteln. Dass ein solches 1-Röhrengerät im Niederspannungsbetrieb zum Preis von deutlich unter € 50 nicht die tonalen Qualitäten eines Mehrstufensystems bieten kann, müsste sich eigentlich von selbst verstehen. Wer also hier Wunder erwartet, sollte sich an den Vatikan wenden... 

Zum Klang des RTD1

Einige Fragen bezogen sich auf das klangliche Verhalten des RTD1 im Übersteuerungsfall: Das durch die erste Röhrenstufe vorverstärkte Gitarrensignal gelangt zum Steuergitter des zweiten Röhrensystems, wo die eigentliche Übersteuerung stattfindet. Durch den Einsatz von Gitterstrom wird das Signal hier in positiver Richtung begrenzt, in negativer Richtung geht der Anodenstrom gegen Null – die Röhre wird also gewissermassen zum Gleichrichter. Die Folge hiervon ist eine asymmetrische Begrenzung des Signals, was sich wiederum, je nach Pegel, in einer Fuzz-ähnlichen Verzerrung äussert. Dies erklärt vielleicht auch, warum das RTD1 von den meisten Spielern leicht angecruncht am besten beurteilt wird. 

Zur Technik des RTD1

Die häufigsten Fragen betreffen die Röhre selbst. Wie im G&B Artikel bereits erwähnt, lassen sich selbstverständlich auch andere Röhrentypen verwenden. Die PCF802 wurde vornehmlich nach Preis und Verfügbarkeit ausgewählt, wobei sie sich von ihren Kenndaten auch hervorragend für dieses Projekt eignet.
Die Verwendung anderer Röhrentypen setzt natürlich eine entsprechende Anpassung der Schaltung voraus insbesondere der Heizspannung.

A propos Heizspannung - erstaunlicherweise der zweithäufigsten Fragegruppe: P-Röhren, wie auch unsere PCF802 fanden vornehmlich in Fernsehgeräten Verwendung. Da die Gesamtheizleistung solcher Geräte aufgrund der Vielzahl von Röhren sehr gross war, hat man die Röhren nicht über Netztrafos gigantischen Kalibers versorgt, sondern seriell über Vorwiderstände mit der Netzspannung selbst. Daher haben P-Röhren eine genormte Serienheizung von 300mA - die Spannungen der einzelnen Typen können dabei durchaus unterschiedlich sein. So ist beispielsweise für unsere PCF802 eine Heizspannung von 9V angegeben, wohingegen die PCF805 7,4V benötigt. Anders übrigens die bekannten Röhren der E-Serie, wie ECC83 oder EL34 – hier ist die Spannung auf 6,3V genormt, während der Strombedarf unterschiedlich ist.
Der in der RTD1 Schaltung verwendete Heiz-Vorwiderstand von 5 Ohm ist ein Schutz gegen eine zu hohe Leerlaufspannung des Netzteils, die bis zu 11V betragen kann. Der Wert ist übrigens unkritisch: 4-5 Ohm sind ok. Im Nachfolgemodell RTD1 Live ist bereits eine Gleichstromheizung vorgesehen.

Das Netzteil sollte einen Strom von mindestens 500mA AC liefern können, da sonst die Gefahr der Überhitzung besteht – besser sind 800mA oder 1A. Die Preise differieren dabei übrigens kaum.

Der zur Versorgung der G2-Spannung (Schaltungspunkt B) vorgesehene Siebkondensator C7 ist in der Schaltung als Folienkondensator bezeichnet. Ebensogut kann an dieser Stelle ein Elko von 1uF / 63V eingesetzt werden, wobei allerdings auf die korrekte Polung (Minus an Masse) geachtet werden muss.

Zu Fragen bezüglich der Bezeichnung der Bedienelemente: In G&B wurde das Foto des allerersten Prototyps gezeigt, die Bedienelemente tragen hier noch Arbeitsbezeichnungen. In der Schaltung selbst gibt es einen Eingangsregler der wahlweise mit „Gain“ oder „Drive“ zu bezeichnen ist, so wie einen Ausgangsregler zur Anpassung an das Gitarren-Ursprungssignal. Da das RTD1 über eine True-Bypass Schaltung verfügt, kann das Ausgangssignal der Schaltung auf den gleichen Pegel nivelliert werden, wie das Gitarren-Signal, daher die Bezeichnung „Balance“.

Eine häufig gestellte Frage betrifft die Schwingneigung der RTD1-Schaltung. Unser Ziel bestand darin, das Maximum an Gain herauszukitzeln. Probleme können dabei im boost-mode auftreten, wenn sich der Ausgangsregler („Balance“) in einer bestimmten Stellung befindet. Abhilfe schafft hier die schrittweise Erhöhung des Kondensators C4 von 18pF bis zu 50pF oder der Einsatz eines Trimmkondensators, der einen ganzen Bereich abdeckt - üblich sind hier Werte, die von 10pF bis 100pF reichen. Zu bedenken gebe ich allerdings, dass bei einem zu hohen Wert mit einer deutlichen Absenkung der Höhen zu rechnen ist, man sollte sich also eher vorsichtig an den untersten Wert herantasten. Andererseits ist die Schaltung kaum geeignet „volles Brett“ zu fahren, da keine Kompressionsstufe vorgesehen ist. Wie den Anwenderkommentaren (s.o.) zu entnehmen ist, klingt das RTD1 ohnehin „leicht angecruncht“ am besten. Am besten ist: Selbst ausprobieren!

Zum RTD1 Live

Weitere Fragen betreffen das RTD1 Live, das in den betreffenden Abbildungen zu sehen ist. Seine vom RTD1 abweichende Schaltung wird in der kommenden G&B-Ausgabe veröffentlicht. Bis dahin ist leider Warten angesagt. Soviel können wir allerdings bereits verraten: Durch eine simple Vertauschung konnten die Performance-Werte - insbesondere für den Live-Einsatz - signifikant verbessert werden...